Wie schön es ist, wenn ich einem Menschen begegne, dem ich mich anvertrauen kann, der zuhört, nachfragt, sich interessiert, aufmerksam ist – einfach nur da ist. Nur wenigen Menschen kann ich mich öffnen. Es braucht meist eine gewisse Zeit, um jemandem zu vertrauen.
Ich traf einen Menschen, bei dem ich nach einer Zeit das Gefühl hatte, da kann ich reden, auch wenn oder gerade weil da eine gewisse Distanz besteht, die vielleicht dafür genau richtig und angebracht ist. Es fand sich endlich eine Gelegenheit und ich fing an und erzählte. Scheibchenweise, in kleine Episoden verpackt, begann ich also. Es tat so gut, es war so befreiend. Die Zeit verflog dabei nur so. Worte sprudelten wie Wasser aus einer Quelle. Ich ließ sie sprudeln. Es tat wirklich gut.
Doch dann war plötzlich die (Rede-)Zeit um. Das Sprudeln musste aufhören, wurde abgebrochen, weil sich die Situation verändert hat. Es waren noch lange nicht alle Worte gesagt, die Geschichte mittendrin beendet.
Nun sitz ich da. Die unausgesprochen Gedanken wirbeln in meinem Kopf umher. Sie wollen heraus, aber da ist keiner mehr, der zuhört, dem ich sie anvertrauen kann. Mag ich sie überhaupt nochmal jemanden anvertrauen?
Ich fühle mich allein, enttäuscht, traurig. Ich bereue, überhaupt etwas gesagt zu haben, denn damit habe ich mich verletzlich gemacht. Vielleicht habe ich sogar ein ganz falsches Bild von mir hinterlassen, weil die Geschichte nicht vollständig erzählt war.
So grüble ich vor mich hin, komme nicht zur Ruhe, kann nicht einschlafen, warte. Worauf warte ich eigentlich?
Und die Nacht hat noch so viele Stunden.