Einkaufen (außer Schuhe) ist für mich Strafarbeit und mit das Schlimmste und Zeitraubendste am ganzen Haushalt. Erst Zettel schreiben, damit man auch nix vergisst, Einkaufskörbe und Leergut im Auto verstauen und nach Feierabend, wenn man eh schon gerädert ist, auch noch diese (für mich) Tortur hinter sich bringen.
Mit der mir nach einem anstrengenden Arbeitstag noch verbliebenen Konzentration begebe ich mich in den Supermarkt.
Ich finde es doof, dass das Obst und Gemüse gleich am Anfang liegt. Wenn ich dann weiter hinten schwerere Sachen in den Korb lege, wie Konserven, Mehl, mal ne Flasche Wein oder gar Reinigungs- und Waschmittel, die ziemlich schwer sind, fange ich immer an, meinen Korb um zu sortieren, damit ich die frischen Sachen nicht zerquetsche.
Manchmal kam es schon vor, dass ich irgendwo unterwegs meinen Zettel verloren hatte. Mein Korb war trotzdem immer voll. Nur mit lauter Sachen, die ich gar nicht kaufen wollte.
Wenn ich dann so langsam Richtung Kasse vorstoße und glaube alles zu haben, was wir die nächsten Tage zum (Über-)Leben brauchen, verschaffe ich mir mit geübtem Blick eine Übersicht, an welcher Kasse meine Chancen am besten stehen, möglichst schnell dran zu kommen. Mein Blick ist leider oft nicht der beste. Aber darüber bin ich sehr erhaben. Ich tue dann einfach so, als habe ich viel Zeit und Geduld, setzte eine „ach-was-für-ein-schöner-Tag“ Miene auf. Das hilft sogar! Echt! Und wenn hinter mir ein ganz eiliger Mensch mit nur einem Päckchen Kaffee und einem einzigen Joghurt steht, dann bitte ich ihn großzügig lächelnd vorbei: „Sie haben doch nur das bisschen …!“ Schon hab ich wieder eine gute Tat vollbracht. ist das nicht schöööööön?
Ich staple alle Waren auf das Band. Dazu habe ich viel Zeit, denn mein Vorgänger scheint sich für den Weltuntergang einzudecken und der Mensch mit dem Kaffee und dem Joghurt steht auch noch zwischen uns (der andere hat ihn nämlich nicht vor gelassen). Natürlich gehe ich systematisch beim Auflegen auf das Band vor: alle schweren Sachen zuerst, damit die dann im Wagen untern drin liegen, alle leichten Sachen, Obst, Gemüse und Eier zuletzt. Perfekt!
Endlich bin ich an der Reihe! Der Kaffeemensch lächelt mir noch einmal freundlich zu, wirft einen respektvollen Daumenhochblick auf mein wohlsortiertes Warensortiment auf dem Band und ist verschwunden. Die Verkäuferin zieht alle Waren über den Scanner (geht ihr das ewige Piepsen nicht auf die Nerven?) und ich nehme jedes Teil ein drittes Mal in die Hand, um es danach wieder im Korb zu verstauen, bezahle und stelle am Auto mit Entsetzen fest, dass ich vergessen habe, die Einkaufskörbe in den Kofferraum zu legen. Stöhn! Nix dran zu ändern. Pappkartons liegen keine herum, also alles in den Kofferraum ohne Korb. Passiert halt mal. Das ist der Zeitpunkt, wo ich die Waren zum 4. Mal in die Hand nehmen muss. Zuhause angekommen, packe ich alles vom Kofferraum in Einkaufskörbe, schleppe die schweren Körbe ins Haus (denn meistens ist niemand da, der das für mich erledigen könnte) und dann räume ich alle Sachen dahin, wo sie hin gehören. Geschafft!
Wenn dann am Abend jemand fragt: „Warum hast du denn nicht mal … (das und das) mit gebracht?“, habe ich nur noch ein gequältes Lächeln übrig, sage: „Vergessen!“ oder „Stand leider nicht auf dem Einkaufszettel!“ denke aber in Wirklichkeit: „Ach, rutscht mir doch den Buckel runter!“.
Vielleicht ist es damit aber bald vorbei! Jaaaaaaaaaaaaaaaa!
Direkt vor unserer Haustür – besser gesagt vor unserer Einfahrt – haben wir einen mobilen Supermarkt (stark übertrieben!). Nicht immer, aber immerhin vermutlich mehrmals in der Woche. Auf Rädern – hm (ich nicke)! Genauer gesagt handelt es sich um spezielle Unternehmen, die ihre Waren mobil an den Mann/die Frau bringen wollen. Abnehmer gibt es genug, denn seit unser Laden im Dorf zu ist, naja …
Da ich wochentags gewöhnlich arbeite, habe ich noch nicht alle Zeiten heraus gefunden, in denen die Einwohner unseres Dorfes von fahrenden Händlern beglückt werden. Nur die Zeiten von Freitag – die weiß ich jetzt, denn gestern war ich mal daheim und hab richtig gestaunt.
Ich wunderte mich schon, warum gegen 9.45 Uhr mehrere ältere Menschen auf unser Haus zu kamen. Wollten die mich alle besuchen? Sie sammelten sich vor unserem Haus und warteten. Die halbe Nachbarschaft war auf den Beinen. Eine Frau holte dann sogar eine Plastikgartenbank aus dem Garten des Nachbars, es sah richtig gesellig aus.
10.01 Uhr hielt ein Auto vor unserer Einfahrt. Unter seiner Plane verbarg er einen richtigen Gemüseladen! Na guck mal an, dachte ich, wie praktisch. Es gab Obst, Gemüse, Blumensträuße und diverse Topfpflanzen, ich glaube sogar kleine Säcke mit Pflanzerde.
Ich wollte mich gerade wieder in meinem Haushalt nützlich machen, als ein zweites Auto angefahren kam und genau hinter dem Gemüseauto parkte – die Landmetzgerei! Prima. Wurst, Fleisch, Saure Sahne usw. – bei Bedarf auch alles auf Bestellung – besser gehts doch gar nicht! Ich notierte mir sofort die Zeit: Ankunft 10.15 Uhr.
Mit Spannung erwartete ich weitere Händler und freute mich schon insgeheim auf das Schuhauto, dass hoffentlich bald kommen würde. Aber zunächst kam kein weiterer Verkaufswagen. Der Obsthändler fuhr 10.31 Uhr, das Fleischer 10.46 Uhr wieder von dannen.
Bis 12.12 Uhr musste ich mich gedulden, dann kam der Bäcker. Na endlich, ich dachte schon, das geht nicht weiter.
Auch der Bäcker hatte ein reichhaltiges Angebot. Neben Brot und Brötchen gab es eine gute Auswahl an Gebäck. Nach 16 Minuten war das Auto allerdings schon wieder verschwunden und zog im Vergleich zu den beiden anderen Händlern weniger Kundschaft an. Ich denke, hier sollte vom Management der Bäckerei dringend mal das Konzept überprüft werden …
Während ich mich immer noch auf das hoffentlich bald kommende Schuhauto freute, überlegte ich, was ich sonst noch bräuchte, um mir das lästige Einkaufen im Supermarkt für alle Zeiten zu ersparen. Also auf jeden Fall Drogerieerzeugnisse, das wäre mir wichtig. Vielleicht kommt das Auto ja an einem anderen Wochentag schon hier lang und ich weiß es nur noch nicht. Hmmmm, das muss ich unbedingt heraus finden.
Würde der Bäcker sein Konzept ändern und hätte diverse Süßikeiten (ich denke an Vollmilchschokolade mit ganzen Haselnüssen, Marzipankartoffeln und Nougatstangen) dabei, dann könnte ich den Süßigkeitenbedarf meines Mannes abdecken und er hätte bereits mindestens einen Kunden dazu gewonnen. Koch- und Backzutaten (Reis, Nudeln, Mehl, Zucker…) im Sortiment wären auch nicht schlecht …
Ich wartete den ganzen Nachmittag vergeblich auf das Schuhauto. Och menno, wo ich doch so gerne Schuhe kaufe! Mein Mann ist zwar der Meinung, dass ich genug habe, aber was verstehen Männer schon davon?
Es kam kein Schuhauto 😦 Ich habe auch heraus gefunden, dass kein Drogerieauto kommt. Das finde ich nicht gut. Ich werde mich wohl darum kümmern müssen, damit sich diese untragbare Situation in Bälde ändert. Wir haben so viele ältere Menschen im Dorf und auch in den Nachbardörfern, man muss doch mal an den demographischen Wandel denken …
Unsere Einfahrt wäre dann sehr wahrscheinlich noch öfter zugeparkt, aber was macht das schon, wenn man so einen Luxus hat und nicht mehr woanders hin muss zum Einkaufen, gelle?
Ach, ich seh das alles ganz optimistisch – Hauptsache, das mit dem Schuhauto krieg ich irgendwie geregelt …