Schweine

Gestern gab es Sauerkraut mit Eisbein. Ja, ich weiß, ist gar nicht gesund und passt überhaupt nicht in die Fastenzeit. Allerdings faste ich auch nicht. Aber am Sonntag essen wir schon ab und zu ganz gerne mal deftig.

Ich hatte das Eisbein beim letzten Schlachten eingefroren und fand, dass es nun an der Zeit war, es endlich aufzuessen. Am Vorabend hatte ich es schon in reichlich Wasser mit Gewürzen und Suppengrün abgekocht, bis das Fleisch so weich war, dass es fast vom Knochen fiel. Gestern war die Brühe so richtig schön geliert. Ich gab das Sauerkraut dazu, noch ein Lorbeerblatt, ein paar Wacholderbeeren und etwas Zucker und der Geschmack war perfekt, mehr war gar nicht nötig, da das Kraut schon vorgewürzt war. Das Fett der beiden Eisbeine ritzte ich im Karodesign ein und ab damit in die Röhre. Während das alles so vor sich hin brutzelte, kochten schon die Kartoffeln für den Kartoffelbrei (eigentlich sollte es Wickelklöße (altes Rezept meiner Oma, total lecker zu Sauerkraut) geben, aber dann hatte ich doch eher Appetit auf Kartoffelbrei) und ich hackte Zwiebeln, die ich dann in Butterschmalz röstete.

Während dessen musste ich an meine Kindheit und Jugend denken. Als ich noch klein war, hatten wir mehrere Schweine auf unserem Hof. Da gibt es ein Foto, da füttere ich unsere Ferkel, die mitten im Hof herum laufen. Später hatten wir keine eigene Landwirtschaft mehr und hielten uns nur noch ein Schwein im Jahr, das dann geschlachtet wurde, wenn es soweit war. Dieses Schwein bekam dann immer einen Namen. Wir sagten dann nicht: „Ich füttere das Schwein.“ sondern „Ich füttere den Kurti.“ oder wie auch immer er hieß. Einmal hieß unser Schwein Eduard (frei nach Karl Eduard von Schnitzler) und ein anderes Mal Honni (abgeleitet von Honnecker). Das durfte aber niemand außer unserer Familie so genau wissen, schließlich wollten wir nicht im Knast landen, denn die Stasi hatte ihre Lauscher überall. Wir meinten das natürlich überhaupt nicht böse mit den Namen, Opa fand es sogar sehr lustig. Wie auch immer – Napoleon und Kolumbus waren da eher unverfänglichere Namen. Jedenfalls wurde unseren Schweinen am Ende allen kurzer Prozess gemacht – egal wie sie hießen.

Wir hatten immer nur männliche Tiere, das wollte der Opa so. Opa war auch der Metzger. Er hat nicht nur unser Schwein geschlachtet sondern auch die Scheine von anderen Leuten im Dorf. In den Wintermonaten hat er nicht selten 7 Tage in der Woche irgendwo geschlachtet. Er hat 20 Mark am Tag bekommen, manchmal auch 25 Mark.

Die Schweine hatten damals noch Ringelschwänzchen. Die wurden nach dem Totmachen abgeschnitten und heimlich irgend jemandem, der beim Schlachten mit geholfen hat, mit einer Sicherheitsnadel hinten dran gesteckt. Das fanden wir Kinder natürlich total lustig, aber wir durften nichts verraten.

Eins der älteren Kinder wurde dann irgendwann im Laufe des Tages los geschickt, um in der Nachbarschaft das „Bratwurstmaß“ zu holen. Natürlich gibt es so ein Ding überhaupt nicht. Also wurde von den eingeweihten Nachbarn ein Tragkorb mit Heu und Ziegelsteinen gefüllt und dem Unwissenden auf den Rücken gesetzt. Dann wurde ihm noch mit rußgeschwärzten Händen ein paar Mal über die Wangen gestrichen und seine Tüchtigkeit gelobt und dass er ja schön vorsichtig sein soll beim Tragen des Bratwurstmaßes. Solche Streiche und ähnliche wurden gespielt. Das gehörte einfach dazu und wenn einer keinen Spaß vertragen konnte, dann hatte er eben Pech.

Ich habe mich immer gefreut, wenn endlich das Fleisch für die Rotwurst geschnitten wurde und ich mein Stück Nierchen und etwas mageres Kopffleisch oder Wellfleisch auf den Teller bekommen habe. Dazu gab es einfach nur Salz und trockenes Brot, das war lecker.

Und immer wenn ich jetzt Fleisch abkoche für eine Suppe und die Düfte in meine Nase steigen, dann erinnere ich mich an die Schlachtgerüche meiner Kindheit und die alten Geschichten fallen mir wieder ein. Ich sehe meinen Opa Hugo vor mir und überlege mir Namen für Schweine, die ich nie haben werde – und da fallen mir soooooo viele Namen ein…

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Das bin ich in unserem Hof 1965

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Und so sehen Wickelklöße auf Sauerkraut aus. Rezept: 2 Eier, Wasser (Menge nach Gefühl) und Salz mixen, 1 Pfund Mehl und 1 Backpulver darunter kneten, einen halben cm dünn ausrollen. Die Teigplatte in ca. 5 cm breite Streifen schneiden und diese schneckenförmig aufrollen. Die Wickelklöße auf das fertige Sauerkraut setzen oder in einen extra Topf über Dunst ca. 10 min dünsten lassen. Sie werden dabei etwas dicker und lockerer.

Guten Appetit.

Trend oder nicht?

Neulich habe ich am Bäckerstand zufällig ein Gespräch zweier Frauen mitgekriegt. Die eine meinte, dass Stricken out ist und sie alle ihre Stricknadeln weg geschmissen habe. Die andere stimmte ihr zu, Gestricktes trage sowieso auf und man schwitze auch so leicht darin. Naja, beide waren figurmäßig nicht unbedingt sehr graziös. Aber ich bedauerte ihre abwertende Einstellung gegenüber dem Stricken. Vor allem finde ich, dass der Trend zu Handarbeiten in den letzten Jahren sehr zugenommen hat. Für alle möglichen Techniken gibt es Anleitungsheftchen mit vielen kreativen Ideen. Wenn ich an den Boom des Filzens denke – das war und ist doch immer noch recht aktuell. Oder die Häkelmützen im Boshi-Style, oder Strickstulpen und Pulswärmer – können doch alles richtige Hingucker sein. Eigentlich sind der Kreativität und Originalität keine Grenzen gesetz und wer ein bisschen Geschick hat, kann seine Garderobe je nach Geschmack mit schicken, flippigen oder dezenten Accessoires richtig aufpeppen.

Ich hatte mir auch gerade die „Kleine Häkel-Diana“ gekauft, obwohl nur ein einziges Modell darin war, das mir richtig gut gefiel und ich sowieso lieber meine Teile selber kreiere. Übrigens: Jeder Handarbeitsladen zieht mich magisch an und ich hab immer eine angefangene Arbeit daheim rum liegen sowie jede Menge Wolle in verschiedenen Farben und Qualitäten. Vorige Woche erst fertig geworden ist diese Häkeltasche aus verschiedenen Garnen:

Bild

Hat mir richtig viel Spaß gemacht! Innen ist ein Futter aus moosgrünen Stoff. Zu schließen ist sie mit einem Reißverschluss. Größe ungefähr 40x40cm. Die Rückseite ist einfarbig. Die Knöpfe habe ich von Tschechien mitgebracht. Eigene Kreation.

Ich habe sie verschenkt, obwohl – hätte sie auch gerne selbst behalten. Kann ja noch eine häkeln. Aber erst mal stricke ich meinen superleichten Sommer-Pullover fertig. Vorder- und Rückenteil habe ich schon, fehlen nur noch die Ärmel. Die Farbe ist aqua-meliert und ich stricke ihn sehr leger und schön locker mit großen Nadeln, er wird ganz bestimmt nicht auftragen.

Außerdem habe ich eine Topfigur, wenn man nicht so genau hinguckt 😉