Für alle Fälle ausgerüstet

Eine Woche Ostseeurlaub lag vor mir – wie schön. Seit Wochen freute ich mich auf meine jährliche „Auszeit“ vom Alltag und natürlich wollte ich perfekt vorbereitet sein. Wie die Jahre vorher hatte ich Matratze, Kopfkissen und Schlafsack ins Auto gepackt sowie was zu essen und Klamotten für alle Wetterverhältnisse. Für den Strand sollte meine uralte Strandmuschel als Schutz vor Wind und eventuellen Regenschauern herhalten, ich hatte sie extra ganz frisch imprägniert. Als ich sie vor Abreise probeweise im Hof aufgestellt hatte, fielen mir die Ostseeurlaube mit den Kindern ein, wie lang das schon wieder her ist …

Nicht zu unterschätzen bei all den Reisevorbereitungen ist der ganze Kleinkram, den man beim Autocamping braucht (oder auch nicht). Wasserkanister, Wäscheleine und -klammern, Campinglampe, Ersatzbatterien, Insektenspray, Regenschirm, Klopapier, Essbesteck usw. usw. Auch heuer wieder die größte Herausforderung für mich und die ewige Frage: Hab ich an alles gedacht? Ich hatte nicht! Das fiel mir aber erst ein, als ich schon unterwegs war. Kondome! Wie konnte ich nur die Kondome vergessen? Ohne geht gar nicht, nicht am Meer! Sie sind definitiv ein absolut unverzichtbarer Bestandteil meiner Reiseausrüstung, die Dinger sollte man auf gar keinen Fall vergessen, wenn man schwerwiegende Folgen vermeiden will. Schon der Sicherheit wegen. Okay, dann musste ich mir also noch schnell welche besorgen.

Die ersten drei Nächte, bevor es weiter Richtung Ostsee gehen sollte, verbrachte ich recht komfortabel in einem schicken Gasthof nahe Treffurt. Als Mitglied eines Forums hatte ich mich zum jährlichen Treffen mit anderen Teilnehmern verabredet, um ein interessantes Wochenende zu erleben. Bis zum Beginn des Treffens am Freitagnachmittag, blieb mir noch genügend Zeit, um eine kleine Spritztour durch die Gegend zu unternehmen. An einem Supermarkt hielt ich an, um mir ein paar Getränke und die absolut unverzichtbaren Kondome zu kaufen. Die Getränke fand ich schnell, die Kondome nicht. Wo findet man sowas überhaupt im Supermarkt? Keine Ahnung! Vielleicht im Regal bei den Kosmetikartikeln für Männer? Fehlanzeige. Zwischen Duschbad, Rasierschaum, Aftershave, Deospray u.a. war nichts zu finden. Hmmm, die Dinger wird’s doch hier irgendwo geben? Da ich keine Lust hatte, mit der Suche noch mehr Zeit zu verplempern, fragte ich eine Verkäuferin, die geschäftig mit einer Kollegin ein Regal umsortierte. „Entschuldigen sie bitte, wo find ich hier denn Kondome?“ Der Kopf der anderen Verkäuferin schnellte beim Ausspruch des Wortes „Kondome“ sofort zu mir herum. Zwei neugierige Augen musterten mich unverhohlen und mit viel Interesse an meiner Person von oben bis unten (der ihr Kopfkino hätte mich mal interessiert …), während die andere mir freundlich mitteilte, dass die im Regal hinter der Kasse stehen. Ich bedankte mich, warf der glotzenden Verkäuferin einen vielsagenden Blick zu, stöberte noch ein bisschen bei den Zeitschriften rum und lenkte meinen Einkaufswagen zielstrebig Richtung Kasse. Es waren zwei Kassen besetzt. Ich stellte mich an der Kasse an, hinter der ich das betreffende Regal sah. Vor mir war nur eine Kundin, die ihrem Einkauf nach zu urteilen entweder für eine Großfamilie einkaufte oder sich mit Lebensmitteln eindeckte, um für eine bevorstehende Katastrophe gerüstet zu sein. Zeit für mich die verschiedenen Verpackungen zu beäugen und schon eine Vorauswahl zu treffen. Alle möglichen Farben und ein paar Geschmacksrichtungen standen zur Auswahl. Ich wusste genau, was ich wollte: farblos und ohne Geschmack. Als meine Vorgängerin endlich das Band abgeräumt hatte und ich an der Reihe war, äußerte ich mein Begehren und es schien mir, als ob die Dame leicht errötete und erleichtert war, dass ich genau wusste, was ich wollte und ihr dadurch eine ausführliche Beschreibung der Vorzüge der einzelnen Produkte erspart blieb. „Ja Hilfe, ist das so außergewöhnlich, dass hier jemand Kondome einkaufte? Am Ende sind die noch überlagert und halten den kommenden Belastungen nicht mehr stand?“ mutmaßte ich. Oder lag es daran, dass ich eine Frau bin? Ich kam mir ja fast schon frivol vor! Obwohl – eigentlich kann ich mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal welche gekauft hatte. Bestimmt schon hundert Jahre her oder so. Bisher bin ich immer ohne sie in den Urlaub gefahren – wie leichtsinnig von mir! Ts ts ts, geradezu unglaublich!

Zurück in meinem Gasthof holte ich eins aus seiner Verpackung. Das schlabbrige Ding baumelte, nachdem ich es aufgerollt hatte, lustlos zwischen Daumen und Zeigefinger und ich stellte fest, dass ich es sooo definitiv nicht verwenden konnte. Zuerst musste mal dieses glitschige Zeugs da ab. Vorsichtshalber packte ich noch ein zweites Teil aus, immer besser, wenn man einen Ersatz parat hat so für alle Fälle, ne? Im Waschbecken behandelte ich die beiden Teile dann rigoros mit warmen Wasser und Seife, stülpte sie ein paar Mal um, spülte sie dann sorgsam mit klarem Wasser aus und trocknete sie mit einem Handtuch vorsichtig von außen und innen, indem ich sie nochmal umstülpte. Es schienen alle Reste des Gleitgels beseitigt zu sein, prima! Ich legte die beiden Kondome nebeneinander auf die Armlehne eines Stuhls, damit sie über Nacht vollständig trocknen konnten. Sah schon irgendwie komisch aus, wie die zwei Dinger da rum hingen und ich konnte mir ein Grinsen einfach nicht verkneifen. Unter keinen Umständen durfte ich vergessen, sie am nächsten Morgen vor dem Verlassen des Zimmers abzunehmen und im Schrank zu verstauen. Was würde sonst das Personal vom Zimmerservice denken!?

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Am nächsten Tag stand eine Busfahrt in einem historischen Bus auf dem Plan. Bei einem Stopp in Eisenach spazierten wir durch die Fußgängerzone. Das Wetter war perfekt. Wir schleckten Eis, beobachteten dabei ein Brautpaar, das aus einem Gebäude hinter der Kirche kam und von den Gästen gratuliert wurde. Als gegen Ende der Zeremonie rote Herzluftballons gen Himmel stiegen … Unwillkürlich runzelte sich angestrengt meine Stirn. Da war doch was? Luftballon – Ballon – Blasen – Gummi … NEIN! Ein kalter Schauer des Schreckens überlief mich. Die Kondome! Ich hatte sie vergessen! Wie doof aber auch! „Jetzt denken die im Hotel, dass ich geizig bin oder verrückt oder pervers oder was weiß ich. Ich werde bei Nacht und Nebel auschecken müssen, damit ich keinem mehr in die Augen schauen muss!“ schoss es mir durch den Kopf. Oder ganz cool tun: „Wieso, ihr benutzt die wohl nur einmal? Was für eine Verschwendung. Man muss doch auch mal an die Umwelt denken!“ Den Rest des Tages war ich mir nicht sicher, ob ich über mein Versäumnis lachen oder mich peinlich berührt fühlen sollte.

Zurück im Gasthof stellte ich

  1. fest: Sie hingen noch über der Armlehne.
  2. dass es sich hierbei um eine echt außergewöhnliche „Deko“ handelte und
  3. musste ich laut loslachen. Lachen ist sowieso meist das beste Mittel gegen Peinlichkeiten.

Am übernächsten Tag, ich aalte mich entspannt am Ostseestrande, sah ich doch tatsächlich ein Pärchen, das belustigt damit beschäftigt war, Kondome über ihre Handys zu stülpen. Na also, bin ich nicht die Einzige hier am Strand, die dieses Video auf YouTube gesehen hat. Ich muss euch sagen, mein Handy hat sowohl Sand als auch Nässe am Strand unbeschadet überstanden. Dank sorgsam gewaschener, elegant übergestülpter und fest verknoteter Überzieher. Da kommt nix rein und der Anblick ist – naja – sagen wir mal – irgendwie besonders 😉

Also wundert euch nicht, wenn ihr an der Wäscheleine in unserem Hof frisch gewaschene Kondome hängen seht – immerhin geht es auf den Winter zu. Was gegen Sand gut ist wird auch bei Schnee helfen, gelle?

Grad denke ich darüber noch, ob man Kondome nicht auch anderweitig verwenden kann. Ihrer Form nach könnt ich mir gut vorstellen, sie im Notfall auch zur Verhütung zu verwenden, oder?

KRIMI total „Der Hanf des Verderbens“

Eigentlich hatte ich einen schlechten Tag und der Tag davor war auch schlecht. Ich wollte mich schon abmelden, doch damit wäre unser geplantes Krimi-Dinner ins Wasser gefallen. Schwierig, so kurzfristig einen Ersatz zu finden. Also raffte ich mich mühsam auf und versuchte mich in meine Rolle hinein zu denken. Das Thema: Hippiekommune, Ende der 60er Jahre. Ich: „Adelheid, 32, der lebende Beweis, dass Sex, Drugs and Rock`n Roll der Schönheit förderlich sind“. Haha, bei dieser miesen Stimmung! In meiner Rollenbeschreibung stand, dass ich nicht auf den typischen Hippieschlabberlook stehe, sondern sexy Klamotten im floralen Design trage. Hm, eine Herausforderung! Während ich Sauerkrautbrötchen und Zupfbrot zubereitete (jeder sollte was mitbringen), wühlte ich gedanklich schon mal meine Garderobe durch, etwas später praktisch. Es dauerte nicht lang und im ganzen Zimmer verstreut lagen irgendwelche Klamotten rum. Die Auswahl an Sachen im floralen Design + sexy war nicht wirklich ergiebig und in Unterwäsche konnte ich ja nun weißgott nicht zur Krimiparty aufkreuzen. Schließlich entschied ich mich für ein Kleid, dass zumindest annähernd in die Richtung „floral“ ging und mir gerade noch so passte. Den Saum raffte ich über dem Knie etwas nach oben – fertig. Auf der Wiese hinter dem Garten hatte ich Blumen für meine Haare gepflückt und mit ganz viel Schminke im Gesicht identifizierte ich mich so langsam mit meiner Rolle  – Adelheid guckte mir aus dem Spiegel entgegen.

Adelheid aus der Hippiekommune

Es war ein wunderschöner Abend! Unsere lockere, bunt zusammengewürfelte Gruppe hatte ein gemütliches Plätzchen unter einem alten Baum im Hof des Schlosses von Weitersroda gefunden und nach ein paar Spielrunden den Mordfall, der auf der Insel der Hippiekommune passiert war, gelöst. Es war lustig und wir waren alle echt gut drauf. Meine schlechte Laune war wie weggeblasen und wir verabschiedeten uns in Vorfreude auf den nächsten „Kriminalfall“.

Die anstrengende Arbeitswoche verlangte so allmählich ihren Tribut. Ich war müde und wollte nur noch heim in mein Bett und schlafen. Chris und Grit fuhren vor mir im Auto und ich musste schmunzeln, wenn ich an so manche lustige Situation des Abends dachte, an die coolen Outfit´s der Anderen, die Kommentare …  Nur jetzt nicht einschlafen beim Fahren, ein paar Minuten durchhalten noch, dann …

Plötzlich sah ich dieses Licht vor mir, dass sich auf und ab bewegte. Also ich hatte definitiv keinen Alkohol intus! Die Rücklichter des Autos von Chris waren plötzlich verschwunden. Es liefen Menschen auf der Straße herum. Was machen die da mitten in der Nacht? Oh, Polizei! Auch das noch! Ich musste anhalten und ließ auf das Handzeichen eines Polizeibeamten hin meine Scheibe herrunter.

„Guten Abend, Fahrscheinkontrolle. Ihre Fahrzeugpapiere mal bitte.“

„Och, nö, oder? Warum denn? Hab ich was falsch gemacht?“

„Geben Sie mir einfach nur ihre Fahrzeugpapiere.“

Umständlich kramte ich diese aus meiner bodenlos scheinenden Handtasche heraus und gab sie (leicht genervt) an den Beamten weiter. Haben die denn um diese Zeit nichts Besseres zu tun, ich war doch so müde und wollte einfach nur schnell heim. Neben dem Polizisten stand noch einer. Waren da nicht vorhin drei Polizisten? Wohin ist denn der Dritte plötzlich verschwunden? Wissen die etwa schon, was passiert war? Ich kam gar nicht dazu, mir darüber weiter den Kopf zu zerbrechen, als ich bemerkte, wie der erste Polizist meine Papiere an den anderen weiter gab. Vielleicht hatte er seine Brille nicht dabei oder ihm gefiel mein Passbild nicht … Er musterte mich interessiert und hatte scheinbar vor, sich noch ein bisschen mit mir zu unterhalten. Seufz! Sieht er denn nicht, dass ich müde bin? Doch ich musste ihm antworten, es fiel mir spontan keine Alternative ein.

„Was haben sie denn heut Abend getrunken?“

„Ach, alles Mögliche, bunt durcheinander. Aber keinen Alkohol, falls Sie das meinen. Unsere Kommune hat dem Alkohol total abgeschworen, müssen Sie wissen.“

„Kommune?“

„Na, ich komme doch drüben von der Insel. Wir leben dort schon seit über drei Jahren in einer Kommune zusammen. Jetzt sagen Sie bloß, Sie wissen das nicht? Ist doch schließlich Ihr Revier hier, oder?“

„Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Hier gibt es keine Insel. Geht es Ihnen gut?“

„Na klar geht’s mir gut. Bis eben zumindest war ich richtig gut drauf. Okay,  im Moment könnte es besser sein. Also eigentlich geht’s mir NICHT wirklich gut. Ich bin hundemüde und will heim ins Bett. Ich hatte die letzten Nächte nur wenig Schlaf. Der Abend heute war auch lang, Mitternacht ist schon vorbei, mir wird langsam kalt und dann dieser Mord … Die ganze Hanfernte wurde uns auch noch geklaut. Außerdem wollte José nicht mit mir nach Ibiza fliehen, der Scheißkerl …“ (Ach, guck an, da war ja plötzlich auch der dritte Polizist wieder und guckte mich genauso irritiert an, wie die beiden anderen. Haben die was? Gefallen ihnen meine Blumen im Haar nicht oder ist es wegen der vielen Schminke, die ich nicht wirklich professionell aufgetragen habe (wäre nur Johanna da gewesen, die kann so schön schminken …).  Ich vermutete, die sind total übermüdet, überarbeitet oder sie langweilen sich und wollen mir ein Gespräch aufdrängen. Mehr Möglichkeiten fielen mir gerade nicht ein. Am besten ich sage alles, was ich weiß, dann lassen sie mich ziehen, dachte ich. Immerhin war ich unschuldig.

„Wo ist denn jemand gewaltsam zu Tode gekommen?“

„Hab ich das etwa behauptet? Ach ja, hab ich. Also gut: Die Proble-Muschi hat´s erwischt. Ähhhm, die Problem-Uschi natürlich. Aber ehrlich gesagt, es stört mich nicht. Die alte Schlampe hat sich an meinen Knackarsch-Josè ran gemacht, mit dem ich abhauen wollte. Das ist die gerechte Strafe des Mondgottes Chandra, das sage ich Ihnen!“

„Steigen Sie doch bitte mal aus dem Wagen. Wir machen jetzt eine Alkoholkontrolle und …“

„Nein, ich steig nicht aus. Dazu sehe ich beim besten Willen keine Veranlassung! Ich bin müde, meine Beine sind kalt und ich habe definitiv keinen Alkohol getrunken. Glauben Sie mir doch einfach! Nach Blasen ist mir auch nicht und auf ein weiteres Gespräch mit Ihnen hab ich erst recht keine Lust. Mit dem Mord an Muschi, äh, Uschi hab ich nichts zu tun. Fahrt doch rüber in den Schlosshof. Sie liegt auf dem Komposthaufen, ihr Arm ist ganz grün und hängt über den Rand hinaus.“

„Haben Sie Drogen zu sich genommen?“

„Ha, schön wär`s. Brauchen Sie etwa auch was? Da haben sie leider Pech! Die ganze Hanfernte ist weg. Kein Gras übrig. So ein Jammer! Ich steh ja selbst auf dem Schlauch, verdammt noch mal. Was soll ich da noch auf der Insel, ich will da weg und Sie hindern mich daran! Kümmern Sie sich doch um andere Angelegenheiten! Oder reden Sie mal mit Hanf-Dieter, ja, genau, das sollten Sie tun! Oh, Chandra, Mondgott, ich flehe dich an und opfere dir gerne meinen nächsten Joint, wenn die die drei jetzt endlich mit der blöden Fragerei aufhören und mich heimfahren lassen!“

„Wer hat denn Uschi angeblich umgebracht?“

„Ich weiß, wer es war. Wir haben es ja raus gekriegt! Oder was glauben Sie, haben wir den ganzen Abend lang gemacht? Allerdings hab ich vergessen, wer der Mörder war, unwichtig für mich. Muschi hat´s nicht besser verdient. Aber das mit dem Hanf ist echt Mist ☹ Ein Jahr Arbeit für die Katz! Ich muss jetzt aber wirklich heim, geben Sie mir bitte wieder meine Papiere!“

„Wir fahren jetzt erst einmal gemeinsam auf die Polizeiinspektion Hildburghausen, nehmen Ihre Personalien für das Protokoll auf und überprüfen Ihre Behauptungen. Außerdem scheinen Sie sehr verwirrt zu sein und brauchen dringend ärztliche Hilfe.“

„Ich bin nicht verwirrt, ich bin nur müde. Verstehen Sie, MÜDE! Hilfe brauch ich auch nicht, außer, wenn Sie mir einen Flug nach Ibiza spendieren. Wozu hab ich heimlich Spanisch gelernt, verdammt noch mal! Obwohl, nach Australien würde ich noch viel lieber fliegen, Hauptsache weit weg. Ich frag mal Dreamcatcher, ob er noch eine Reisebegleitung braucht. Und überhaupt: ich bin unschuldig. Hallo, was soll das? Also ich darf doch bitten! Nehmen Sie Ihre Hände weg! NEIN! Loslassen! Drei gegen eine, wo gibt`s denn sowas? Das ist unfair! Handschellen? Sie übertreiben, das ist Freiheitsberaubung! Chandra, CHANDRAAAA. wo bist du, wenn man dich braucht, du alter, verkiffter Penner? Hilf mir! Lassen Sie mich sofort los! HILFE! …“

Ich erwachte von meinem eigenen Schrei. In meinem eigenen Bett. Draußen dämmerte es bereits und ich hatte immer noch die Sachen von gestern an – grins. Krimi-Dinner-Party 😉

Ein Hoch auf den VEB – Der „UNKRAUTSAUGER“ aus Oberlind

Die Rosen mussten weg. Wenigstens die zwei Sträucher auf der einen Seite vor der Terrasse kurz vor dem Eingang. Zum Einen hatte der Rosenrost erbarmungslos zugeschlagen und ich das rechtzeitige Spritzen versäumt, zum Anderen waren sie in den letzten Jahren so üppig gewachsen, dass sie bis auf den sowieso schon schmalen Pflasterweg über hingen und Besucher einen Bogen machen mussten, damit sie sich nicht an den Dornen verletzten.

Nach dem Ausgraben der Sträucher lagen die vergammelten, rosenrostigen Blätter auf Weg, Rabatte und – na prima! – auch noch hinter dem schmalen Plastikstreifen, den ich in die Erde gesteckt hatte, damit diese wegen ihrer Feuchtigkeit von der Mauer der Terrasse abgegrenzt war. Ich entsorgte als erstes die Blätter auf dem Weg und der Rabatte und überlegte mir dabei, wie ich diese neu gestalten würde. Sehr groß ist die Fläche nicht, trotzdem sollte es schön aussehen. Mir kam ein wunderschöner Vorgarten in den Sinn, an dem ich immer jeden Freitag auf dem Weg zur Klinik vorbei fuhr und nahm mir vor, diese Woche mal dort anzuhalten und zu gucken, was da so alles wächst.

Aber erstmal musste ich irgendwie die verdorrten Blätter in der schmalen Ritze hinter dem Streifen heraus puhlen. Es sollte möglichst schnell gehen und danach sollte alles pikobello sauber sein. Als ich gerade so sinnierte, kam mein Mann aus der Scheune und mit ihm kam mir die Idee – wir haben doch noch den alten Staubsauger hinten im Hühnerstall, der musste mal wieder ran. Also zur Erklärung: Wir haben keine Hühner mehr, nur noch den ehemaligen Stall. Darin hat sich alles Mögliche angesammelt, was wir im Haus nicht mehr gebrauchen können, aber auch noch nicht wegwerfen wollen sowie diverse Ersatzteile und anderer Krimskrams.

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Ich wollte erst rufen: Kannst du mal bitte den alten Staubi mitbringen? Entschied mich dann aber für: Schahatz? Kannst du mal bitte den UNKRAUTSAUGER mitbringen? Dafür erntete ich zunächst einen verständnislosen Blick, dafür gingen aber sofort zwei Köpfe auf dem Balkon der Nachbarschaft in die Höhe, Blick gespannt in unsere Richtung, mit einem Gesichtsausdruck: Die haben aber auch alles! wie ich bei einem flüchtig-belustigten Blick in ihre Richtung bemerkte. Ich ergänzte schnell noch vielsagend: Du weißt doch, hinten im Hühnerstall … ahhh, er begriff, grinste und verschwand Richtung Scheune, um kurz darauf mit einem nicht mehr ganz taufrischen, leicht lädierten, aber durchaus noch voll funktionstüchtigen Staubsauger aus den 60er Jahren aufzutauchen. Soll ich dir den UNKRAUTSAUGER gleich anschließen? Fragte er, wickelte bereits das Kabel ab und steckte die Fugendüse auf. Die Köpfe auf dem Balkon gingen noch ein bisschen höher, denn dummerweise, versperrten ein paar Sträucher die freie Sicht. Wir fanden es sehr amüsant, doch dann widmeten wir uns voll und ganz der restlosen Beseitigung des alten Laubs – ging ruck zuck. Ja, okay, mit Harry Potters Feuerblitz ist er nicht zu vergleichen, so geht er bei Weitem nicht ab mit seinen 250 Watt … Aber immerhin!

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Tja, kaum zu glauben: das fast 60 Jahre alte Gerät ist einfach nicht unterzukriegen! Es saugt nach wie vor und darüber hinaus hat es einen enormen Unterhaltungswert – zumindest für unsere Nachbarschaft 😉 Da soll noch mal einer sagen, in der DDR wurde nichts Gescheites produziert – lach.

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An die Dame mit den langen Fingern

Herzlichen Glückwunsch zu meiner Sonnenbrille! Sie hatten wirklich echtes Glück gehabt, dass ich sie neulich in der Klinik liegen gelassen habe. Natürlich wäre es absoluter Blödsinn gewesen, sie an der Rezeption abzugeben. Nein! Um Himmels willen! Wer macht denn sowas?

Tja – Sie waren nun mal schneller als ich – Pech, so spielt das Leben! Erst war ich ja ziemlich traurig und auch wütend. Die Sonne schien und ich brauchte die Brille dringend zum Autofahren, weil ich ohne Brille doch immerzu niesen muss, wissen Sie? Inzwischen sehe ich das anders. Bestimmt sind Sie eine ganz arme, bedürftige Person, die nicht genug Geld hat, sich eine eigene Sonnenbrille zu kaufen. Das tut mir sehr, sehr leid für Sie. Damit Sie nun kein schlechtes Gewissen mehr haben müssen, weil Sie die Sonnenbrille gestohlen haben, schlage ich Ihnen vor, dass ich sie Ihnen ganz einfach schenke – nachträglich natürlich. Behalten Sie meine Sonnenbrille und freuen Sie sich über mein schönes Geschenk! Immerhin ist es eine Polaroid! Zusätzlich möchte ich Ihnen auch noch das Brillenetui dazu schenken, denn was soll ich nun damit? Es gehört nun auch Ihnen. Ich brauch es nicht mehr. Ich fühle mich nun sehr gut, weil ich Ihnen bestimmt eine große Freude gemacht und die schwere Last des Diebstahls von Ihrer Seele genommen habe, stimmt`s? Ich hinterlege das Etui da, wo ich auch die Brille abgelegt hatte. Aber bitte schnell sein! Am Ende gibt es hier noch mehr langfingrige Damen … – oh oh!

Übrigens bekam ich diese Sonnenbrille mal in einem spontanen Anflug voller Dankbarkeit von einem Freund geschenkt, als ich ihm geholfen hatte, seine Wohnung in Ordnung zu bringen, damit er keinen Stress mit seiner Frau bekommt, die an diesem Tag von einer Reise zurück kam – verrückt, ne? Das ist nun fast zwei Jahre her – also hatte ich die Brille auch wirklich lange genug –  allerhöchste Zeit für eine Neue!

Ach ja, anbei noch ein paar exklusive Styling-Tipps für Sie:Hier auf dem Staffelberg, 20 Grad, Wind, die Frisur hält, die Sonnenbrille sitzt …

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Als Nächstes eine gewagte Kombination mit kleinen, roten Hörnchen beim AC/DC-Konzert in Nürnberg (letztes großes gemeinsames Event Ihrer Sonnenbrille mit mir – war total g…)

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Das letzte Foto hilft Ihnen, die Brille zu beschreiben, wenn Sie sie mal irgendwo liegen lassen – grins.

Wenn Sie weitere Geschenke benötigen, wenden Sie sich an mich. Gerne gebe ich Ihnen noch andere Dinge von mir ab.

Ganz liebe Grüße und alles Gute für Sie

Aber sonst bin ich eigentlich ganz normal

Manche Menschen haben einen Tick. Ich zähle mich zu manchen Menschen. Möglicherweise haben sogar viele Menschen einen Tick. Ich denke, das trifft eher zu. Demnach bin ich also auch einer von vielen Menschen mit Tick. Sehr wahrscheinlich hat aber jeder Mensch seinen Tick … Die meisten trauen sich nur nicht, ihn zuzugeben geschweige denn, zu ihm zu stehen. Glaube ich zumindest. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Der Menschheit würde es viel besser gehen, wenn jeder zu seinen Ticks, Macken oder sonst was stehen würde. Ist doch nix dabei, Mensch! Schreit es in die Welt hinaus: Ja, ich stehe grundsätzlich immer mit dem rechten Fuß zuerst auf. Ja, ich klaue in jedem Restaurant die Speisekarte. Ja, ich bügle meine Socken. Ja, ich …

Heute war es bei mir wieder soweit. Mit Leidenschaft lebte ich meinen Tick aus, ich konnte einfach nicht widerstehen. Es passiert mir immer, wenn ich in eine Toilette gehe. Egal ob in einem öffentlichen WC, in der Toilette eines Restaurants oder bei jemandem privat zuhause, ich MUSS es einfach tun. Immer. Wofür hat man auch sonst einen Tick, wenn man ihn nicht pflegt.

Ich gehe also in eine Toilette im Suhler SRH und mein erster, kritisch prüfender Blick sucht nach dem Toilettenpapierhalter. (Ich hasse übrigens diese riesenhaften hohlen Dinger, mit den mammuthgroßen Rollen darin – ich bin diesbezüglich eher nostalgisch veranlagt und ziehe die Halter für Papierrollen in handelsüblichen Baumarktausmaßen vor. Die sind so schön übersichtlich und ich kann sie entsprechend meines Ticks gut kontrollieren.)

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja: ich gehe also in eine Toilette im Klinikum und mein erster, prüfender Blick sucht nach dem Toilettenpapierhalter. Und da! Da hing er. Und an ihm hing die Rolle mit dem Papier.Was soll ich sagen – das Papier hing falsch herum auf dem Rollenhalter! Volltreffer für meinen Tick! Auch wenn ich mich noch so sehr anstrenge – meine Hände werden ganz kribbelig und ich fühle mich nicht wohl, wenn das Klopapier falsch herum hängt. Also genauer gesagt: für meine Begriffe falsch herum, um das hier mal richtig zu stellen.

So, jetzt ist es raus – das ist mein Tick!!! (einer meiner Ticks wohlgemerkt) phhhuuu – welche Erleichterung, endlich frei darüber schreiben zu können. Ja, ich habe mich geoutet! Na und? Ich stehe dazu. Seht ihr, ihr Menschen, jetzt habe ich es der ganzen Welt mitgeteilt. Wie fühle ich mich befreit! Ja, ich drehe das Klopapier auf dem Halter um, wenn es für meine Begriffe falsch herum hängt. Egal wohin ich komme, ich tue es überall!

Falsch herum ist für mich das:

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Ich kann da einfach nicht hingucken. Nein, das gefällt mir überhaupt nicht! Ruckzuck nehme ich die Rolle und drehe sie um, so dass sie (für mich) richtig herum hängt, nämlich so:

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Viel besser, oder? Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, woher diese Macke kommt, bin aber felsenfest davon überzeugt, dass es Menschen mit schlimmeren Macken gibt, 100 pro!

Wie oben bereits angedeutet, habe ich noch andere Ticks. Zum Beispiel habe ich es nicht so wirklich mit den ungeraden Zahlen. Ich mag lieber die geraden Zahlen. Wenn ich die Wahl habe, dann parke ich im Parkhaus lieber auf dem Parkplatz mit der Nummer 214 als auf der 215. Ist allerdings nur der Parkplatz mit der Nummer 215 frei und ich habe keine Wahl, dann nehme ich in diesem Falle die Quersumme von 215, die bekannterweise 8 lautet und somit eine gerade Zahl ist. Das Spiel kann ich beliebig erweitern. Eine 9 ist für mich keine 9 sondern 3 mal 3. Und dass die drei eine Glückszahl ist, weiß doch jeder: aller guten Dinge sind schließlich drei. Die 7 hat auch was Gutes, denn sie besteht aus der 4 (gerade Zahl) und aus der Glückszahl 3. Im Notfall addiere, subtrahiere, multipliziere und dividiere ich, ziehe die Wurzel oder rede mir auf andere Art und Weise jede Zahl irgendwie „schön“. Tja, hättet ihr nicht gedacht, wie clever ich bin, hm? (oder nennt man das bekloppt?)

Um noch mal auf das Toilettenpapier zurück zu kommen: Meines Wissens gibt es in der EU noch keine Richtlinie, die vorschreibt, wie herum das Klopapier in den Toiletten zu hängen hat. Was für ein Dilemma! Ich finde das wäre doch mal ein Diskussionsthema, oder? Ich meine, da wird über manche Themen tagelang hin und her diskutiert (Natürlich will ich an dieser Stelle den Sinn mancher Diskussionen, deren Notwendigkeit bzw. das daraus resultierende Ergebnis in Form einer einheitlichen Richtlinie für die EU-Staaten keineswegs in Frage stellen, um Himmels Willen, nein! Wer das glaubt, liegt voll daneben! Würde ich mir niiiiiiiie anmaßen!) – warum also nicht mal eine so wesentliche Frage aufgreifen, damit in den Sanitärbereichen im europäischen Raum endlich eine einheitliche EU-Norm für Ordnung sorgt? Zwei Tage könnte man für so eine Diskussion in jedem Fall anberaumen.

Bleibt noch die Frage offen, wie sich das Ergebnis auf meinen Tick auswirken würde …

Nie wieder Supermarkt!

Einkaufen (außer Schuhe) ist für mich Strafarbeit und mit das Schlimmste und Zeitraubendste am ganzen Haushalt. Erst Zettel schreiben, damit man auch nix vergisst, Einkaufskörbe und Leergut im Auto verstauen und nach Feierabend, wenn man eh schon gerädert ist, auch noch diese (für mich) Tortur hinter sich bringen.

Mit der mir nach einem anstrengenden Arbeitstag noch verbliebenen Konzentration begebe ich mich in den Supermarkt.

Ich finde es doof, dass das Obst und Gemüse gleich am Anfang liegt. Wenn ich dann weiter hinten schwerere Sachen in den Korb lege, wie Konserven, Mehl, mal ne Flasche Wein oder gar Reinigungs- und Waschmittel, die ziemlich schwer sind, fange ich immer an, meinen Korb um zu sortieren, damit ich die frischen Sachen nicht zerquetsche.

Manchmal kam es schon vor, dass ich irgendwo unterwegs meinen Zettel verloren hatte. Mein Korb war trotzdem immer voll. Nur mit lauter Sachen, die ich gar nicht kaufen wollte.

Wenn ich dann so langsam Richtung Kasse vorstoße und glaube alles zu haben, was wir die nächsten Tage zum (Über-)Leben brauchen, verschaffe ich mir mit geübtem Blick eine Übersicht, an welcher Kasse meine Chancen am besten stehen, möglichst schnell dran zu kommen. Mein Blick ist leider oft nicht der beste. Aber darüber bin ich sehr erhaben. Ich tue dann einfach so, als habe ich viel Zeit und Geduld, setzte eine „ach-was-für-ein-schöner-Tag“ Miene auf. Das hilft sogar! Echt! Und wenn hinter mir ein ganz eiliger Mensch mit nur einem Päckchen Kaffee und einem einzigen Joghurt steht, dann bitte ich ihn großzügig lächelnd vorbei: „Sie haben doch nur das bisschen …!“ Schon hab ich wieder eine gute Tat vollbracht. ist das nicht schöööööön?

Ich staple alle Waren auf das Band. Dazu habe ich viel Zeit, denn mein Vorgänger scheint sich für den Weltuntergang einzudecken und der Mensch mit dem Kaffee und dem Joghurt steht auch noch zwischen uns (der andere hat ihn nämlich nicht vor gelassen). Natürlich gehe ich systematisch beim Auflegen auf das Band vor: alle schweren Sachen zuerst, damit die dann im Wagen untern drin liegen, alle leichten Sachen, Obst, Gemüse und Eier zuletzt. Perfekt!

Endlich bin ich an der Reihe! Der Kaffeemensch lächelt mir noch einmal freundlich zu, wirft einen respektvollen Daumenhochblick auf mein wohlsortiertes Warensortiment auf dem Band und ist verschwunden. Die Verkäuferin zieht alle Waren über den Scanner (geht ihr das ewige Piepsen nicht auf die Nerven?) und ich nehme jedes Teil ein drittes Mal in die Hand, um es danach wieder im Korb zu verstauen, bezahle und stelle am Auto mit Entsetzen fest, dass ich vergessen habe, die Einkaufskörbe in den Kofferraum zu legen. Stöhn! Nix dran zu ändern. Pappkartons liegen keine herum, also alles in den Kofferraum ohne Korb. Passiert halt mal. Das ist der Zeitpunkt, wo ich die Waren zum 4. Mal in die Hand nehmen muss. Zuhause angekommen, packe ich alles vom Kofferraum in Einkaufskörbe, schleppe die schweren Körbe ins Haus (denn meistens ist niemand da, der das für mich erledigen könnte) und dann räume ich alle Sachen dahin, wo sie hin gehören. Geschafft!

Wenn dann am Abend jemand fragt: „Warum hast du denn nicht mal … (das und das) mit gebracht?“, habe ich nur noch ein gequältes Lächeln übrig, sage: „Vergessen!“ oder „Stand leider nicht auf dem Einkaufszettel!“ denke aber in Wirklichkeit: „Ach, rutscht mir doch den Buckel runter!“.

Vielleicht ist es damit aber bald vorbei! Jaaaaaaaaaaaaaaaa!

Direkt vor unserer Haustür – besser gesagt vor unserer Einfahrt – haben wir einen mobilen Supermarkt (stark übertrieben!). Nicht immer, aber immerhin vermutlich mehrmals in der Woche. Auf Rädern – hm (ich nicke)! Genauer gesagt handelt es sich um spezielle Unternehmen, die ihre Waren mobil an den Mann/die Frau bringen wollen. Abnehmer gibt es genug, denn seit unser Laden im Dorf zu ist, naja …

Da ich wochentags gewöhnlich arbeite, habe ich noch nicht alle Zeiten heraus gefunden, in denen die Einwohner unseres Dorfes von fahrenden Händlern beglückt werden. Nur die Zeiten von Freitag – die weiß ich jetzt, denn gestern war ich mal daheim und hab richtig gestaunt.

Ich wunderte mich schon, warum gegen 9.45 Uhr mehrere ältere Menschen auf unser Haus zu kamen. Wollten die mich alle besuchen? Sie sammelten sich vor unserem Haus und warteten. Die halbe Nachbarschaft war auf den Beinen. Eine Frau holte dann sogar eine Plastikgartenbank aus dem Garten des Nachbars, es sah richtig gesellig aus.

10.01 Uhr hielt ein Auto vor unserer Einfahrt. Unter seiner Plane verbarg er einen richtigen Gemüseladen! Na guck mal an, dachte ich, wie praktisch. Es gab Obst, Gemüse, Blumensträuße und diverse Topfpflanzen, ich glaube sogar kleine Säcke mit Pflanzerde.

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Ich wollte mich gerade wieder in meinem Haushalt nützlich machen, als ein zweites Auto angefahren kam und genau hinter dem Gemüseauto parkte – die Landmetzgerei! Prima. Wurst, Fleisch, Saure Sahne usw. – bei Bedarf auch alles auf Bestellung – besser gehts doch gar nicht! Ich notierte mir sofort die Zeit: Ankunft 10.15 Uhr.

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Mit Spannung erwartete ich weitere Händler und freute mich schon insgeheim auf das Schuhauto, dass hoffentlich bald kommen würde. Aber zunächst kam kein weiterer Verkaufswagen. Der Obsthändler fuhr 10.31 Uhr, das Fleischer 10.46 Uhr wieder von dannen.

Bis 12.12 Uhr musste ich mich gedulden, dann kam der Bäcker. Na endlich, ich dachte schon, das geht nicht weiter. Bild

Auch der Bäcker hatte ein reichhaltiges Angebot. Neben Brot und Brötchen gab es eine gute Auswahl an Gebäck. Nach 16 Minuten war das Auto allerdings schon wieder verschwunden und zog im Vergleich zu den beiden anderen Händlern weniger Kundschaft an. Ich denke, hier sollte vom Management der Bäckerei dringend mal das Konzept überprüft werden …

Während ich mich immer noch auf das hoffentlich bald kommende Schuhauto freute, überlegte ich, was ich sonst noch bräuchte, um mir das lästige Einkaufen im Supermarkt für alle Zeiten zu ersparen. Also auf jeden Fall Drogerieerzeugnisse, das wäre mir wichtig. Vielleicht kommt das Auto ja an einem anderen Wochentag schon hier lang und ich weiß es nur noch nicht. Hmmmm, das muss ich unbedingt heraus finden.

Würde der Bäcker sein Konzept ändern und hätte diverse Süßikeiten (ich denke an Vollmilchschokolade mit ganzen Haselnüssen, Marzipankartoffeln und Nougatstangen) dabei, dann könnte ich den Süßigkeitenbedarf meines Mannes abdecken und er hätte bereits mindestens einen Kunden dazu gewonnen. Koch- und Backzutaten (Reis, Nudeln, Mehl, Zucker…)  im Sortiment wären auch nicht schlecht …

Ich wartete den ganzen Nachmittag vergeblich auf das Schuhauto. Och menno, wo ich doch so gerne Schuhe kaufe! Mein Mann ist zwar der Meinung, dass ich genug habe, aber was verstehen Männer schon davon?

Es kam kein Schuhauto 😦  Ich habe auch heraus gefunden, dass kein Drogerieauto kommt. Das finde ich nicht gut. Ich werde mich wohl darum kümmern müssen, damit sich diese untragbare Situation in Bälde ändert. Wir haben so viele ältere Menschen im Dorf und auch in den Nachbardörfern, man muss doch mal an den demographischen Wandel denken …

Unsere Einfahrt wäre dann sehr wahrscheinlich noch öfter zugeparkt, aber was macht das schon, wenn man so einen Luxus hat und nicht mehr woanders hin muss zum Einkaufen, gelle?

Ach, ich seh das alles ganz optimistisch – Hauptsache, das mit dem Schuhauto krieg ich irgendwie geregelt …

Vorsicht Minen

image1983 war ich schon mal hier in Rerik, eine Woche Trainingslager in Vorbereitung auf das Turn- und Sportfest in Leipzig, riesengroßes Event in der DDR. Damals war die Landzunge zwischen Salzhaff und Ostsee militärisches Sperrgebiet und für uns tabu. Und heute? Immer noch alles dicht! Eingezäuntes Gelände, verlassene Gebäude, kein Zutritt – wie schade! Ich würde ja so gerne heimlich und verbotenerweise trotzdem mal über den Zaun klettern … Aber wer weiß? Am Ende ist dort alles vermint?!

Der Strand vor dem hohen Absperrzaun IST jedenfalls vermint. Habe es selbst gesehn! Betreten auf eigene Gefahr! Das reinste Tretminenfeld! Die Minen unterscheiden sich in Farbgebung, Konsistenz und Größe beträchtlich voneinander, ja, man muss schon die Augen auf halten, um nicht in einen Mine rein zu tappen. Ich gehe als aufmerksame Strandspaziergängerin mit konzentriertem, stets nach unten gerichtetem Blick da lang und schaffe es ohne „Minenkollision“ bis zur Seebrücke. Gerade als ich mir selbst anerkennend auf die Schulter klopfen will, ruft meine Kollegin von der Seebrücke runter: „Kommste endlich? Ich hab Fischsemmel!“ Ooooch, wie lecker! In diesem Moment kamen gerade zwei größere Exemplare der Spezies Tretminenverteiler mit ihren Herrchen daher. Ich verdrängte den Gedanken an Farbgebung, Konsistenz und Größe ihrer Minen, die sie sicher gleich da ablegen würden und entschied mich ganz spontan, den Fischsemmel doch lieber am Strand für Zweibeiner zu genießen. Mahlzeit!

Meine Arme schrumpfen

Ja, es kann nicht anders sein. Alle beide, also der hüben und der drüben, ne? – die laufen mir so langsam aber kontinuierlich ein.  Es ist phänomenal!

Ich merke das ganz deutlich beim Lesen. Die Schriftzeichen sind immer schlechter zu erkennen. Wenn ich die Augen zusammen kneife, gehts. In manchen Dingen ist der Mensch doch nicht besonders vorteilhaft konstruiert. Ein Gewinde an den Gelenken und am Hals – ja, ich hätte da so ein paar Verbesserungsvorschläge für die nächsten Modelle 😉

Ich habe auf dem Dachboden ein altes Fußbänkchen gefunden. Wenn ich mich da drauf stelle und das Buch auf den Tisch lege, geht es so einigermaßen. Es ist aber unbequem für längere Zeit und beim Lesen habe ich es nun mal gerne bequem. Hat das Buch eine sehr kleine Schrift, brauche ich das Fernglas. Ich hab das mal probiert. Die Nachbarin ( sie ist ja sowas von neugierig) hat mich mit offenem Mund entgeistert von draußen durch das Fenster beobachtet (sie dachte scheinbar, ich krieg´s nicht mit). Bestimmt hat sie sich hinterher die ganze Nacht lang den Kopf zerbrochen, warum ich auf dem Bänkchen stand und durch ein Fernglas so interessiert unseren Küchentisch angeglotzt hab´. Ich werde es ihr auf keinen Fall verraten.

Vielleicht sollte ich doch endlich auf ebooks umstellen, da kann ich die Schriftgröße einstellen und brauch kein Bänkchen, kein Fernglas und kein Gewinde. Ja, das ist die Lösung!

Und da, wo jetzt mein Bücherregal steht, kommt ein großes Fenster rein, bis runter zum Boden. Da hat dann die Nachbarin einen besseren Überblick bei uns rein und kann besser schlafen. Wir sind doch nette Menschen, ne?

Ich werde Bürgermeister

Das habe ich mir heute vorgenommen. Spätestens am Wochenende fange ich mit den Vorbereitungen dafür an. Ich werde mich bei „foursquare“ anmelden und mich von da an überall „einchecken“, bis ich es geschafft habe, irgendwo „Bürgermeister“ zu werden. So! Und wenn ich der Bürgermeister vom Briefkasten an der Ecke werde – ist doch schon mal ein Anfang, oder? Übrigens: Meine Tante Berta, ne? – die war auch mal Bürgermeisterin. In Dresden Stadtteil Cossebaude. Ja, die hat es zu was gebracht! Naja, inzwischen guckt sie sich auch schon lange das Gras von unten an. Ich fange halt erst mal klein an. Aber – wir sprechen uns wieder! Ihr werdet seh´n. Ich halte euch auf jeden Fall auf dem Laufenden.

„Wir haben Druiden im System“

7.30 Uhr. Kindergarten. Turnraum. Drei Jungs spielen Raumschiff Enterprise. Ich bin nebenan in meinem Büro und schnappe den einen oder anderen Wortfetzen auf.Und plötzlich kam es:

„Wir haben Druiden im System!“

Oh je, was nun? Dafür haben wir keinen Notfallplan! Für alle möglichen Störfälle sind wir mehr oder weniger gerüstet: Feuer, Sturm, kindliche Wutausbrüche, Stromausfall, volle Windeln, Hochwasser, hysterische Eltern, Epidemien, Schreikrämpfe, Läusebefall, Amokläufe – aber nicht dafür. Haare rauf! Ich überlegte, ob ich auf den Hausmeister warten oder besser gleich Bürgermeister, Polizei, Katastrophenschutz und das Ministerium informieren sollte. (Ob die Anschela und die Truppenursel das auch wissen müssen?) Diese Entscheidungen immer am frühsten Morgen!

Ich hab dann noch etwas Insektenspray gefunden …